Landesfrauenkonferenz der AsF Hamburg, 23. Mai 2017
Prof. Dr. h.c. Christa Randzio-Plath
- Die G20-Staaten repräsentieren gegenwärtig über 80 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts, drei Viertel des Welthandels und rund zwei Drittel der Weltbevölkerung. G20 entstand auf Einladung von Präsident Obama als Gipfel der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer und der EU, um eine Antwort auf die Herausforderungen der Finanzmarktkrise zu finden. Inzwischen beschäftigt sich der G20-Gipfel mit nahezu allen großen Themen. Es nehmen 19 Staaten, die EU, aber auch die internationalen Organisationen und besondere Gäste auf Einladung der jeweiligen Präsidentschaft teil. Jedes Jahr wechselt die Präsidentschaft.Die G20 ist keine Weltregierung, die G20 ist ein informelles Format, es gibt weder eine Organisation noch ein Sekretariat. Die politische und ökonomische Machtfülle war und ist ein Reizpunkt für die sog. Weltgesellschaft, die allein in den UN eine legitimierte internationale Institution sieht. Machtfülle, Mangel an Transparenz und Rechenschaftspflichtigkeit gehören zu den Kritikpunkten an G20. Außerdem werden die G20-Staaten kritisch identifiziert mit dem herkömmlichen Wirtschaftsmodell, das auf Wirtschaftswachstum setzt, um weltweiten Krisen zu trotzen und dabei Ungleichheit, wachsende Ungleichheit, ermöglicht und jegliche Nachhaltigkeit vermissen lässt, die in der UN-Agenda 2030 einstimmig beschlossen worden ist. Dabei werden die G20- Staaten auch als Verursacher der Krisen und Konflikte kritisiert, während die G20- Staaten selbst sich als Teil der „Lösung“ sehen.
- Die G20-Gruppe war Hoffnungsträger in der Finanzmarktkrise 2008. Es gab wenig Kritik an ihrer Einberufung, viel Kritik an der Etablierung eines neuen Gremiums der Club Governance, das ohne demokratisch legitimierte Strukturen der Entscheidungsfindung auskommt. Aber es ist klar: Die G20 haben die Strippen in der Hand, mit der die Globalisierung konzipiert und gesteuert wird. Damals gab es die Hoffnung, dass der Primat der Politik über die Finanzmärkte und Konzerne zurückerobert werden könnte. Es wurden Versuche der -Regulierung gestartet. -Die Bankenrettungsprogramme verschlangen schließlich Milliarden und zwangen -Staaten wie z. B. Irland in die Knie. Steuerzahler retteten bankrotte Banken, weil sie zu groß waren, um kollabieren zu können. Über intransparente Kapitalmarktstrukturen und -produkte wurde das Finanzsystem weltweit mit Risiken infiziert, die insbesondere auf dem amerikanischen Immobilienmarkt entstanden. Zu den ersten Maßnahmen nach Ausbruch der Finanzmarktkrise zählten daher verschärfte Offenlegungspflichten für Verbriefungen (Basel II.5 und II)). In der EU (und später auch in den USA) wurden zudem durch Einführung obligatorischer Risiko-Selbstbehalte für die Banken wieder Anreize für eine vorsichtigere Kreditvergabe geschaffen. Das Versprechen: Steuerzahler sollen nicht mehr für bankrotte Banken in die Pflicht genommen werden. Finanzstabilität als öffentliches Gut ist aber auch heute immer wieder gefährdet. G20 macht keine weiteren Fortschritte. Generell hat sich die G20 darauf verständigt, dass zukünftig kein Finanzmarktakteur, kein Finanzprodukt und kein Markt, von dem Risiken für die Stabilität des gesamten Finanzsystems ausgehen können, ohne angemessene Überwachung und Regulierung bleiben darf.
- Deutsche G20-Präsidentschaft Seit Dezember 2016 hat Deutschland die Präsidentschaft. Die Sherpas der Staats- und Regierungschefs (ChefberaterInnen) bereiten die Gipfelerklärungen vor, die Präsidentschaft hat Einfluss auf Tagesordnung und Themen. Beschlüsse kommen nur einstimmig zustande. Vorbereitet werden die Gipfel durch sog. Engagement-Groups, die eine Beteiligung der unterschiedlichen zivilgesellschaftlichen Konstellationen gewährleisten sollen wie z.B. C20. Damit soll die Kritik an den G20 aufgefangen werden, die ihre demokratische Legitimation infrage stellt. Von der internationalen Zivilgesellschaft wird die mangelnde Transparenz, Rechenschaftspflichtigkeit und Dialogbereitschaft kritisiert. Außerdem wird eine Schwächung der Vereinten Nationen und der Umsetzung der UN-Agenda 2030 befürchtet. Nicht von ungefähr wurde jeder G20- Gipfel nach Pittsburghs auch Ziel weltweiter Proteste. Die Globalisierung wird schlecht gestaltet, ihre Rahmenbedingungen stimmen nicht. Sie befindet sich längst im Krisenmodus. Die Welt hat noch nie so massive Ungleichheit gesehen: Acht superreiche Männer besitzen heute so viel wie die Hälfte der Menschheit. Die Kluft zwischen reich und arm wird in den meisten Ländern immer breiter. Die Agenda 2030 muss zentraler Handlungsrahmen für alle Aktivitäten der G20 werden. Zudem muss das Bekenntnis zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens Grundvoraussetzung für die weiteren Verhandlungen werden. Die globale Finanzstruktur darf nicht weiterhin Ungleichheitsstrukturen und Armut verschärfen. Solange die wirtschaftspolitischen Grundlagen der G20 die alten bleiben, werden auch die Ergebnisse die alten bleiben, und deshalb protestieren immer mehr Menschen gegen diese Art von Globalisierung Zentraler Kritikpunkt bleibt die beharrliche Wachstumsfokussierung in der G20-Politik. Diese steht im klaren Widerspruch zu den Zielen der Agenda 2030 und den Anforderungen an eine internationale Klimapolitik. Das neoliberale Wirtschaftsmodell taugt nicht dazu. G20 braucht eine Agenda, die sich an den Interessen der Menschen und der Umwelt orientiert, die eine gleichberechtigte Chance für zivilgesellschaftliche VertreterInnen garantiert, sich in die Arbeits- und Entscheidungsprozesse der G20 einzubringen und die auch die Interessen jener Staaten zu berücksichtigen, die nicht zur G20 zählen und wie die G20 einen wichtigen Beitrag zu einer gerechten und sozial wie ökologisch verträglichen Globalisierung leisten kann. Die deutsche G-20-Präsidentschaft wird von Protesten begleitet. Es bleibt festzuhalten, dass es bisher noch keine Präsidentschaft gab, die so partizipativ die zivilgesellschaftlichen Kräfte in die Vorbereitung eines G20-Gipfels einbezogen hat. Das ist allerdings noch keine Garantie für inhaltliche Positionen. Für die Bundesregierung als G20- Präsidentschaft geht es um inhaltliche Positionen in drei Säulen:
- Stabilität: Durch Umsetzung von Strukturreformen und stabilitätsorientierten makroökonomischen Politiken soll die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften gefördert werden.
- Zukunftsfähigkeit: Um die Zukunftsfähigkeit der Volkswirtschaften zu verbessern, sollen die Zielsetzungen der Agenda 2030 sowie des Pariser Klimaabkommens umgesetzt werden. Dazu zählen insbesondere die Bereiche Klima- und Energiekonzepte, Lösungen für digitale Herausforderungen, die Stärkung der Stellung der Frau und eine Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Verantwortung: Die deutsche Präsidentschaft strebt an, dass die G20 mehr globale Verantwortung übernimmt. Dazu zählen die Themen Migration, Ursachen von Flucht und Vertreibung, Terrorismusbekämpfung, Bekämpfung von Geldwäsche und Korruption sowie Landwirtschaft und Ernährungssicherung.
4. Die Position der Zivilgesellschaft: Stabilität und Zukunftsfähigkeit werden nicht allein durch wirtschaftlichen Wohlstand und soziale Sicherheit erreicht. Die Mitgestaltung konkreter Aktivitäten und Maßnahmen durch die Zivilgesellschaft ist für eine zukunftsfähige Entwicklung entscheidend. Weltweit ist aber zu beobachten, wie staatliche Maßnahmen die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft immer weiter einschränken. Das gilt auch für einige der G20-Länder, wie etwa China und Russland. Auch Deutschland und die G20 müssen sich die Frage nach der Einhaltung menschenrechtlicher und demokratischer Prinzipien sowie der zivilgesellschaftlichen Partizipation in Wirtschaftsprozessen stellen. Die Durchsetzung der Menschenrechte und die Bewahrung der natürlichen Ressourcen durch eine nachhaltige, d.h. sozial-ökologische, Wirtschaftsweise sind letztlich die Grundvoraussetzungen, damit allen Menschen der heutigen und künftigen Generationen weltweit ein menschenwürdiges, sicheres und gesundes Leben ermöglicht wird und sie in den Genuss der positiven Auswirkungen von Globalisierung und weltweiter Vernetzung kommen. Eine Politik im Sinne der Nachhaltigkeit muss entsprechend deutlich kohärenter gestaltet werden, was verlangt, entsprechende Kohärenzkonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Zu Recht verlangte bereits die chinesische G20-Präsidentschaft die Eindämmung „grüner Risiken“. Klimabezogene Risiken müssen verbindlich offengelegt werden. Für die Finanzmarktakteure müssen insoweit die Ziele der UN-Agenda 2030 und der Pariser Klimakonferenz verbindlich sein wie dies auch für menschenrechtliche und soziale Standards gilt.
5. Der Gipfel der C20 (Civil20) wird am 18.und 19. Juni 2017 in der Hafencity-Universität stattfinden. Die Bundeskanzlerin wird zu einem Dialog erwartet. Die Forderungen der Zivilgesellschaft an G20: UN-Agenda 2030 und Paris-Abkommen zügig umsetzen, Transformation des neoliberalen Wirtschaftsmodells, Kontrolle der Finanzmärkte, Arbeitsplätze schaffen, Ernährungssicherheit, Gender Empowerment, Globale Gesundheit, Förderung der Zivilgesellschaft weltweit.
6. Alternativgipfel: Alternativgipfel 5.und 6. Juli, Demo am 8. Juli 2017: Auf Kampnagel organisiert ein Aktionsbündnis zum Hamburger Aufruf in Foren und Workshops „Gipfel der 1000 Alternativen“ 5.6.Juli, Kampnagel mit internationaler Beteiligung. Aufruf: „Am 7. und 8. Juli trifft sich die Gruppe der 20 (G20) in Hamburg. Dieser selbsternannte Klub der Regierenden von 19 der wirtschaftsstärksten Länder der Welt und der EU, behauptet von sich, die globalen Krisen zu bekämpfen. Die Wirklichkeit zeigt ein anderes Bild:“
- Die G20 verteidigt ein System, das die soziale Ungleichheit auf die Spitze treibt, statt Politik zu machen gegen die Verelendung und den Hunger, für Gerechtigkeit und Wohlstand für alle weltweit.
- Viele Regierungen der G20-Staaten beschneiden die Rechte der Beschäftigten, der Erwerbslosen und der kleinen Selbständigen und verschärfen so die Umverteilung von unten nach oben.
- Wirtschaftswachstum ist ihnen wichtiger, als die globale Erwärmung und die Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen zu stoppen.
- In Reaktion auf die Finanzkrise 2008 sollten innerhalb der G20 globale Regeln für eine stabile Finanzwirtschaft vereinbart werden, um diese in ihre Grenzen zu verweisen. Stattdessen ist der Finanzsektor immer weiter gewachsen. Dieser nimmt nun auch die Natur oder Infrastrukturen der öffentlichen Daseinsvorsorge als neue Kapitalanlagen in den Blick.
- Viele G20-Regierungen billigen Waffenexporte, rüsten auf und führen Kriege, etwa in Afghanistan oder in Syrien – ja sogar gegen Teile der eigenen Bevölkerung, wie in der Türkei.
- Die Politik der G20-Regierungen trägt zur Flucht und Migration von Millionen Menschen bei. Gleichzeitig machen viele dieser Regierungen die Grenzen dicht und nehmen so in Kauf, dass jedes Jahr Tausende Menschen sterben.
- In vielen Staaten der G20 werden Grundrechte und Demokratie abgebaut. Menschen, die sich für soziale und ökologische Belange sowie Menschenrechte einsetzen, werden kriminalisiert.
- Obwohl die G20 vorgibt, internationale Zusammenarbeit zu stärken, werden die UNO und ihre Fachorganisationen durch ihre Politik de facto geschwächt.
All das bedeutet: Die Politik der G20 ist Teil des Problems. Wir sind überzeugt: eine andere Politik ist möglich! Deshalb versammeln wir uns beim „Gipfel für globale Solidarität“! Höchste Zeit, dass alle diejenigen, die eine andere Politik wollen oder bereits praktizieren, sich verständigen, wie wir in dieser Situation eine Wende erreichen können. Wir müssen die Zusammenhänge der globalen Probleme untersuchen und sie an der Wurzel packen. Wir fragen:
- Wie überwinden wir Armut, Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg und Naturzerstörung?
- Wie können wir soziale Rechte global durchsetzen?
- Wie können wir partizipative und demokratische Rechte stärken?
- Wie bekämpfen wir effektiv Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie?
- Wie erreichen wir ein Gemeinwesen, das auf Kooperation, Selbstbestimmung und Solidarität basiert?
- Wie sieht eine Wirtschaft aus, die dem Menschen dient und nicht den Profitinteressen?
- Welchen Grundsätzen sollte globale Politik, einschließlich die der G20, folgen? Und wie sehen alternative Politikansätze aus
- Weiter soll es ein Friedenscamp geben (10 000), eine Demo (2.7.) mit Kirchen, DGB etc, einen Tag ziviler Ungehorsam 7.7., die Großdemo am 8.7.(ATTAC,BUND etc.) sowie die Demo „Hamburg zeigt Haltung“ am 08.07.2017.
- G20 und die Frauen
Erst mit dem G20-Gipfel 2014 fand unter wirtschaftspolitischen Überlegungen die Verbesserung der Situation der Frauen auf dem Arbeitsmarkt Berücksichtigung. Eine Steigerung und der Erwerbstätigkeit der Frauen weltweit um 25 % bis 2025 wurde zur Zielvorgabe mit dem Argument, dass mit der verstärkten Integration der Frauen in die Erwerbsgesellschaft das weltweite Wirtschaftswachstum von 2 % erreicht werden könnte. 2015 wurde die W20-Engagement-Gruppe gegründet und den anderen Engagement-Gruppen gleichgestellt. Die internationalen Frauengruppen und die internationale Zivilgesellschaft begrüßen die neue engagement group, fordern aber die gleichberechtigte Teilnahme der Frauen in der Arbeitswelt vor allem unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten. Gefordert werden auch für den G20-Gipfel in Hamburg vor allem menschenwürdige, gute und faire Arbeitsplätze für Frauen. Darüber hinaus soll die Botschaft der Agenda 2030 „Niemand darf zurückgelassen werden“ auch für Frauen gelten, insbesondere im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Wirtschafts- und Arbeitswelt.
Die Woman20 appelliert an die G20, die für Frauen bestehenden Herausforderungen anzuerkennen, um zu erzielen, dass sie ihr wirtschaftliches Potenzial voll ausschöpfen können. Die Bekämpfung dieser Herausforderungen wird nicht nur für soziale Gerechtigkeit, sondern auch für signifikantes Weltwirtschaftswachstum sorgen. Zu diesem Zweck ruft die Women20 die G20 dazu auf, einen konkreten Aktionsplan vorzulegen, der die wirtschaftliche Stärkung von Frauen sicherstellt. Zur erfolgreichen Implementierung dieses Plans ist eine formalisierte Überwachung und Messung des Prozesses zwingend notwendig. Die Woman20 ruft die G20 dazu auf, die Agenda 2030 umzusetzen, mit besonderem Fokus auf die Erfüllung der SDG 5 sowie der Beijing Declaration and Platform for Action, unter Berücksichtigung der CEDAW Prinzipien und der Women’s Empowerment Principles („Leitsätze zur Stärkung der Rolle der Frau“) Die erfolgreiche, globale Umsetzung dieser Vereinbarungen ist entscheidend für die Stärkung von Frauen, Familien und neuen Generationen. Außerdem trägt sie zur Bekämpfung von Migrationsursachen bei.
Der W20-Gipfel fand vom 24. bis 26. April 2017 in Berlin, der C20- Gipfel vom 18. bis 19. Juni 2017 in Hamburg statt.
Die G20-Staaten sind kein Vorbild für die Gleichstellung von Frauen im Erwerbsleben. Das Genderranking wird bestimmt durch Erwerbsquote, Lohngerechtigkeit, Frauen in Führungspositionen und in qualifizierten Berufen. Von 144 untersuchten Staaten liegen zum Beispiel Saudi-Arabien auf Platz 141, die Türkei auf Platz 130, China auf Platz 99, Indien auf Platz 87. Deutschland und Frankreich „retten“ die Bilanz der G20-Staaten, weil sie Rang 13 und 17 belegen. (Genderranking der G20-Staaten, Quelle: Global Gender Gap Report 2016)
W20, der Gipfel der Frauen- Zentrale Forderungen und Empfehlungen
Der internationale Dialogprozess Women 20 wurde 2015 im Rahmen der G20 ins Leben gerufen. In diesem Jahr steht er unter gemeinsamer Leitung vom Deutschen Frauenrat und dem Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU). Im kommenden Jahr geht Vorsitz der Women 20 an Argentinien über. Als deren Vorsitzende wurde die Unternehmerin Susana Balbo von der argentinischen Regierung bereits nominiert.
Fünf Forderungen, die von über 100 Delegierten aus allen G20 Mitgliedsstaaten erarbeitet worden sind, übergab der Frauengipfel W20 am 26. April 2016 in Berlin an die deutsche G2o-Präsidentschaft, Bundeskanzlerin Angela Merkel. an die G20-Staaten: systematische Integration von Gender-Analysen und Gender Budgeting in alle Wachstumsstrategien und politische Rahmenbedingungen; nationale Aktionspläne und Monitoring-Prozesse für die Erhöhung der Frauenerwerbsquote „25 by 25“, das sich die G20 bereits im Jahr 2014 gesetzt hat, um die geschlechtsspezifische Beschäftigungslücke in den Mitgliedsstaaten bis zum Jahr 2025 um 25 Prozent zu schließen; Förderung von Unternehmerinnen und Kooperativen von Frauen; Überwindung der geschlechtsspezifischen digitalen Kluft; Zugang der Frauen zu Finanzen.
- Schwerpunkte W20
Inklusion auf dem Arbeitsmarkt Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie des Stellenwerts von traditionell von Frauen ausgeführten Tätigkeiten
Die Women20 betont die Wichtigkeit einer erneuten Bestätigung der in Brisbane geschlossenen Vereinbarung zur Reduzierung des Unterschieds in der Erwerbstätigenquote von Männern und Frauen um 25 Prozent bis zum Jahr 2025 und fordert die G20 zur effektiven Umsetzung der „25-by-25”-Formel auf. In Bezug auf die weltweit vereinbarte Agenda 2030 mit besonderem Fokus auf die SDG 5 zur Erreichung von „Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen“ ist es von essenzieller Bedeutung, vorauszudenken und den Fokus auf die Art der Beteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu legen.
Die Women20 fordert die G20 dazu auf:
- die „25-by-25“-Formel durch das Definieren von Meilensteinen und Indikatoren umzusetzen sowie sich zu einer verbindlichen Überwachung ihrer Umsetzung in allen G20-Staaten zu verpflichten
- das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu reduzieren und schließlich zu beseitigen, um das globale Wirtschaftswachstum signifikant zu steigern sowie Armut und Ungleichheit zu reduzieren
- auf nationaler Ebene bestimmte geschlechtsspezifische Zielvorgaben für die Beratungsgremien von Aktiengesellschaften zu benennen
- durch die Gleichbeteiligung von Arbeitszeiten eine Work-Life-Balance zu fördern, die es Frauen und Männern ermöglicht, gleich viel Zeit für familiäre und häusliche Arbeit aufzubringen
- eine nachhaltige Existenzsicherung für angestellte sowie selbstständige Frauen sicherzustellen
- den Wert von familiärer und häuslicher Arbeit, die traditionell von Frauen ausgeübt wird, zu steigern, indem sie in den Maßnahmen der GDP Berücksichtigung findet
Finanzielle Inklusion Die Förderung von weiblichem Unternehmertum sowie des Zugangs zu Kapital für Frauen
Die G20 hat das Potenzial von weiblichem Unternehmertum als weiterem Wachstumsmotor bislang nicht vollständig anerkannt. Daher muss weibliches Unternehmertum sowie der Zugang zu Kapital für Frauen, einschließlich der vollen Geschäftsfähigkeit für alle Frauen gefördert werden. Dies ist durch eine Verbesserung des Zugangs von Frauen zu Kredit- und Investorennetzwerken, Schulungen, Informationsdiensten sowie technischer Unterstützung zu realisieren.
Die Women20 fordert die G20 dazu auf:
- Gesetze und Normen abzuschaffen, die die volle Geschäftsfähigkeit von Frauen verhindern
- Frauen den Zugang zu Finanzanlagen, Produktionsvermögen und Märkten zu gewährleisten
- spezifische Programme einzuführen, die Unternehmerinnen dabei helfen, nicht nur Schwierigkeiten der Anfangsphasen zu überwinden, sondern die auch zu ihrem Unternehmenswachstum und nachhaltigem Erfolg beitragen, Handel inbegriffen
- den Anteil der öffentlichen Auftragsvergabe für die Unternehmen zu steigern, die vorgeschriebene Geschlechterkriterien erfüllen
- Aktualisierung der GPFI (Global Partnership for Financial Inclusion) mit besonderem Fokus auf den Zugang zu Bank- und Finanzierungsinstituten für Frauen
Es soll einen internationalen Fond für Unternehmensgründungen geben. Fraglich ist, für wen, weil die Gelder aus den G20-Staates der Weltbank zur Vergabe anvertraut werden. Diese ist an der Vergabe von Mikrokrediten in keiner Weise interessiert.
Digitale Inklusion Überwindung der geschlechtsspezifischen Kluft im digitalen Bereich
Die digitale Revolution ist eine der großartigsten Möglichkeiten, jedoch auch gleichzeitig eine der größten Herausforderungen für die globale Wirtschaft. Die W20 appelliert an die G20, ein besonderes Augenmerk darauf zu legen, die geschlechtsspezifische Kluft im digitalen Bereich in Bezug auf den Zugang, die Nutzung und die Auswirkungen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) einzudämmen und schließlich zu beseitigen.
Die Women20 fordert die G20 dazu auf:
- die geschlechtsspezifische Trennung, insbesondere im Bereich von MINT-Fächern, zu bekämpfen, indem sie im Bildungssystem und in der Unternehmensentwicklung thematisiert wird sowie durch die Etablierung neuer Rollenbilder
- einen Aktionsplan zu erstellen, der Frauen gleiche Zugangsrechte zu Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ermöglicht, Frauen eine effektive Ausbildung digitaler Fertigkeiten zur Verfügung zu stellen, Zielvorgaben für Frauen und Mädchen zum Studieren von MINT-Fächern festzusetzen sowie das Unternehmertum und Innovationen von Frauen in der IKT-Branche zu fördern
- die Handlungskompetenz von Frauen zu stärken, IKT-basierte Unternehmen zu gründen oder eine Beschäftigung in dieser Branche aufzunehmen, zum Beispiel durch die Einrichtung von Finanzierungsmöglichkeiten für von Frauen gegründete Start-Ups und Steuerbegünstigungen für von Frauen geführte Unternehmen
- in die Forschung und Entwicklung digitaler Werkzeuge zu investieren, die dazu beitragen, eine nachhaltige Existenzsicherung sowie Work-Life-Balance zu sichern, die nötig ist, um die Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie die Arbeitsplatzqualität zu steigern
- soziales weibliches Unternehmertum zu fördern
- Geschlechterkriterien in der Wissenschaft und der Entwicklung festzulegen
- die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Netzwerke von Frauen zu stärken
10. Perspektiven Die deutsche G20- Präsidentschaft steht vor großen Herausforderungen, weil noch nie so viele autoritäre Regierende das Weltgeschehen beherrscht haben. Der sog. Vorreiter-Club zum Wohl der Weltgesellschaft hat zu sehr das Eigeninteresse im Focus. Deswegen werden Abstimmungen z.B. zu Klimaschutz und Handel so schwierig werden. Trump, Putin, Modi, Erdogan können vieles verhindern. Dann muss die deutsche G20-Präsidentschaft deutlich machen, dass wir weiterhin die Transformation unserer Welt wie 2015 auf dem UN-Gipfel beschlossen erreichen wollen.